March 22
Unser Redebeitrag auf der Demo am 8. März
"Wir streiken heute! In ganz Deutschland streiken Frauenhäuser. So auch das Autonome Frauenhaus Heidelberg.
Wir sind heute hier: Überlastet, ungesehen, unterbezahlt, müde und trotzdem LAUT.
Um uns gegen diese Verhältnisse zur Wehr zu setzen und ökonomischen sowie gesellschaftlichen Druck aufzubauen, braucht es diesen feministischen Streik!
Für eine Ende der Gewalt gegen Frauen und Kinder!
Wir Mitarbeiter*innen streiken, weil
… uns die Ohnmacht durch strukturelle Gewalt an unsere Grenzen bringt.
Wir können nicht mehr. Abschiebeandrohungen gegenüber gewaltbetroffenen Frauen und deren Kindern müssen enden!
Wir haben es SO satt, als Frau* abgewertet zu werden. Unsere Expertise muss anerkannt und ernst genommen werden.
Mitarbeiter*innen und Bewohner*innen erleben im Umgang mit Behörden und Gerichten alltägliche Misogynie und Rassismus. Wir fordern alle auf ihre Privilegien zu reflektieren. Nur durch eine konsequent machtkritische Haltung und Reflexion kann Gewalt in dieser Welt wirksam bekämpft werden.
Wir streiken, weil wir bei diesen Arbeitsbedingungen keine neuen Frauenhausmitarbeiterinnen finden. Wir fordern einen ausreichenden Personalschlüssel und tarifliche Bezahlung.
Wir streiken, weil wir empört über Androhungen von Behörden sind, dass Plätze nicht länger weiter finanziert werden.
Wir fordern seit Jahren mehr bezahlbaren Wohnraum in Heidelberg.
Wir streiken und sind wütend, weil die gesellschaftlichen und systembedingten Ursachen von Gewalt ignoriert werden. Einzelne gewaltbetroffene Frauen werden als Problemträgerin identifiziert.
Wir senden an alle politisch Verantwortlichen das unmissverständliche Signal: Nur durch eine bundesweit einheitliche einzelfallunabhängige Finanzierung der Gewaltschutzstrukturen kommt Deutschland seinen internationalen Verpflichtungen, wie der Einhaltung der Istanbul Konvention nach!
Wir sind LAUT, weil wir 2021 am Nottelefon 476 Frauen und Kinder ablehnen mussten. Tendenz steigend.
Wir Frauenhausbewohner*innen sind LAUT
Wir fordern, dass jede gewaltbetroffene Frau und ihre Kinder Schutz finden können und die deutschlandweit fehlenden Plätze – auch hier in Heidelberg – ausgebaut und sicher finanziert werden.
Wir wollen nie wieder am Telefon erleben, dass wir keinen Schutz in einem Frauenhaus bekommen, weil wir keine Sozialleistungen beziehen.
Oder weil wir zu wenig verdienen, um einen Frauenhausplatz zu bezahlen.
Oder wir nicht aufgenommen werden können, da das bereits xte Frauenhaus das wir anrufen, voll belegt ist.
Wir Bewohnerinnen fordern Schutz für alle Frauen* und Kinder. Egal welcher Nationalität, Herkunft, Anzahl der Kinder, finanzieller Situation, Wohnort, zugeschriebenen Geschlecht oder Aufenthaltsstatus.
Wir haben es satt als Einzelfall dargestellt zu werden.
Wir sind lauter denn je, damit endlich anerkannt wird, dass gesellschaftliche Strukturen wie Rassismus und Misogynie historisch gewachsen sind und wir dieser Unterdrückung täglich ausgesetzt sind.
Wir sind wütend, weil unser eigenes Überleben und das unserer Kinder an erster Stelle stehen sollte. Und fordern daher, dass unser Platz finanziert wird, auch wenn wir ohne Papiere fliehen mussten.
Wir Bewohnerinnen und alleinerziehenden Mütter streiken, weil wir überlastet, ungesehen, unterbezahlt und müde sind. Alleine die Care-Arbeit übernehmen, eine bezahlbare Wohnung finden, Arbeit suchen, mit wenig Geld auskommen müssen, Alltagsrassismus und Sexismus erleben, immer wieder die Erfahrung aushalten müssen, dass dir nicht geglaubt wird, dass du NICHT schuld bist. Wir leisten viel und kämpfen jeden Tag. Von unseren Ex-Partnern und Vätern unserer Kinder wird nicht das Gleiche verlangt.
Das muss sich ändern, darum sind wir hier und wir sind LAUT!
Wir Kinder im Frauenhaus demonstrieren, weil
wir den Großteil der Bewohner*innen in einem Frauenhaus ausmachen und trotzdem übersehen werden.
Wir demonstrieren weil wir keine Angst mehr haben wollen. Um uns und unsere Mütter.
Wir fordern mehr Platz zum Spielen und Wohnen und dass wir laut sein dürfen.
Wir wünschen uns eine schöne, große Wohnung, damit wir endlich wieder Freund*innen einladen können.
Wir fordern ernst genommen zu werden in dem was wir sagen und wo wir leben wollen. Wir wollen dass ihr uns glaubt was wir erlebt haben. Wir haben ein Recht auf ein gewaltfreies Leben.
Wir sind uns einig: So kann es nicht weitergehen!
Überlastet, ungesehen und unterbezahlt
Um uns gegen diese Verhältnisse zur Wehr zu setzen braucht es diesen feministischen Streik!
Unsere Stärke ist die Solidarität. Da wo Politik versagt sind wir umso lauter.
Für eine Ende der Gewalt gegen Frauen und Kinder!"