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18.12.2024

RNZ Artikel: Frauenhaus musste 222 schutzsuchende Frauen ablehnen

Verein "Frauen helfen Frauen" kämpft für ein Gewalthilfegesetz, das alle Frauen schützt. Bundesweit fehlen 15.000 Plätze – in Heidelberg mindestens 20.

18.12.2024

Heidelberg

von Sarah Hinney

Die Zahlen sprechen für sich. 2023 hat das Autonome Frauenhaus Heidelberg 15 Frauen und 18 Kinder aufgenommen. Dem gegenüber stehen 222 Frauen und 191 Kinder, die abgelehnt werden mussten. Nicht nur in Heidelberg, auch bundesweit gibt es viel zu wenig Frauenhausplätze. Eine Verbesserung der Situation soll das bundesweite Gewalthilfegesetz schaffen, das Frauenhaus- und Beratungsstrukturen sowie einheitliche Vorgaben für die Finanzierung regelt. Ob das Gesetz aber zur Abstimmung kommt, steht aufgrund der Neuwahlen der Bundesregierung auf der Kippe.

„Dabei kämpfen wir schon so lange dafür“, sagt Danny Rosario León. Ihre Kollegin Esther Ehrenbrand nickt. Beide sind Mitarbeiterinnen des Frauenhauses Heidelberg und Vertreterinnen des Vereins „Frauen helfen Frauen“. Rosario León ist auch Mitglied der Zentralen Informationsstelle Autonomer Frauenhäuser, die sich seit 1980 gegen Gewalt gegen Frauen und für die Verbesserung der Situation von Frauen und deren Kinder einsetzt, die von Gewalt betroffen sind. Im Gespräch mit der RNZ machen sie die Dringlichkeit der Umsetzung deutlich.

Insgesamt gibt es in Heidelberg 20 Frauenhaus-Plätze, notwendig wären mehr als doppelt so viele. In ganz Deutschland fehlen 15 000 Frauenhaus- plätze. „Es ist ein Skandal, dass ich Frau- en und Kinder am Telefon abweisen muss, die endlich den Mut gehabt haben, anzurufen“, sagt Ehrenbrand und beschreibt noch ein weiteres Problem: Für Frauenhausplätze gilt die sogenannte Tagessatzfinanzierung. Die Kosten des Aufenthalts werden auf die Frauen und
ihre Kinder umgelegt. Frauen mit ausreichendem Einkommen müssen sie selbsttragen, Frauen ohne Einkommen müssen Sozialleistungen beantragen. „Allein, bis alle Anträge zusammen sind, dauert es schon mal vier bis sechs Wochen“, sagt Ehrenbrand.

Der Bürokratiewahnsinn beginne oft schon, bevor die Frauen über- haupt aufgenommen werden. „Es ist unmenschlich, dass es, wenn eine Frau zu uns kommt, nicht darum geht, erst mal zur Ruhe zu kommen, sondern sie von Amt zu Amt rennen und stapelweise Formulare ausfüllen muss“, kritisiert Ehrenbrand. Mit dem Gewalthilfegesetz soll das anders werden. Der Entwurf sieht etwa vor, die finanzielle Förderung für Frauenhäuser und Beratung zu institutionalisieren. „Ein Frauenhausplatz kostet etwa 40 000 Euro im Jahr“, sagt Rosario León. Würde das Heidelberger Frauenhaus für jeden Platz, den es vorhält, diese Summe erhalten, wäre vieles an Bürokratie passé. Allerdings würde das Gewalthilfegesetz, wenn es denn überhaupt kommt, ohnehin erst in einigen Jahren greifen.

„Wir können aber nicht länger warten“, sagt Rosario León.

Einen Silberstreif für das Heidelberger Frauenhaus gibt es allerdings: „Der Haupt- und Finanzausschuss des Gemeinderats hat einstimmig beschlossen, dass wir ab 2025 mit vier pauschal finanzierten Plätzen arbeiten können. Das
ist ein Meilenstein und ein starkes politisches Signal“, sagt Rosario León und betont, wie dankbar man für diese Unterstützung sei. Allerdings wissen die Frauen nicht, ab wann sie mit der finanziellen Unterstützung rechnen können.

Starten wollen sie so schnell wie möglich und hoffen jetzt auf eine schnelle und zeit- nahe Umsetzung – auch, um besser planen zu können. Und sie hoffen, dass das Gewalthilfegesetz endlich umgesetzt wird, und zwar so, dass es wirklich alle Frauen schützt. Denn beide sind der Meinung, dass das Gesetz nicht ausreicht, um die sogenannte Istanbul-Konvention zu erfüllen.

Vollständiger Artikel: hier

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